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Die weibliche Seite des Widerstands - Resistencia en femenino

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logor Frauen beteiligten sich am Kampf gegen die Junta mit dem gleichen Engagement wie Männer. Diese wichtige Rolle des Weiblichen kontrastierte auffällig zur Ungleichstellung der Frau im Rest des gesellschaftlichen Lebens. Südamerikanische Sozialstrukturen tradierten sich über Jahrhunderte paternalistisch. 'Militancia' als bewaffneter Widerstand gegen das Militärregime wurde unter der Diktatur ungewollt Modell und Katalysator einer sozialen Entwicklung. Der Effekt setzte sich bis in hohe Führungspositionen durch (vgl. z.B. die Rolle der Cecilia Magni als 'Comandante Tamara' : “Yo soy jefe y se me subordinan hombres”). In der Folge erreichte die Anerkennung der Rolle der Frau zum Ende der Diktaturen in Südamerika fast europäisches Niveau.

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Comandante Tamara Cdte.Tamara. Quelle: Revista 'El Rodriguista', November 1988, Künstler unbekannt.

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Akademische Arbeiten versuchten diesen Umstand mit wissenschaftlichen Methoden aufzuzeigen (vgl. z.B. Elizabeth Jelin: El genero en las memorias, oder Karin Davidovich: Memorias en femenino et al.). Die in den Sozialwissenschaften mit Berechtigung angewandte statistische Herangehensweise muss jedoch aufgrund ihres Anspruches auf Objektivität vom persönlichen Erleben der Betroffenen abstrahieren.

Die dabei aus dem Blick geratenen Phänomene subjektiven Welterlebens können durch Prosa zurückgewonnen werden. Diese Literaturform zeichnet dadurch aus, dass sie auf spezifische Weise persönliches Erleben nicht einfach schildert, sondern seine Wiedergabe zur Kunstform steigert. Kunst ist offen auch für die unbequemen Aspekte des Lebens. Zu literarischen Mitteln griffen u.a. Omar Rivabella in 'Susana – Requiem für die Seele einer Frau' und Elsa Osorio in 'Mein Name ist Luz'.

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Die weibliche Seite der Erinnerung - Memoria en femenino

logor Derartige In-Szene-Setzung persönlichen Erlebens schließt auch das Thema Sexualität ein. Dass ein solches Moment auch in Diktaturen objektiv vorhanden ist, zeigen die soziologischen Untersuchungen. Weitaus wirksamer als Statistiken vermögen hier Prosa und Film darzustellen, welche Spannungen zwischen den Macho-Strukturen der Militärjunta und dem femininen Aspekt der Guerrilleras existierten. Kunst beschreibt diese Spannungen nicht nur, sondern sie konfrontiert den Leser empirisch mit ihnen.

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Ein aktuelles Beispiel dafür ist die 4-teilige chilenische Fernsehproduktion Amar y morir en Chile, siehe insbesondere Teil 2.

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Diese Form der Darstellung läuft immer Gefahr, als pornographisch verrissen zu werden. Dies gilt umso mehr, je puritanischer die Grundeinstellung der Rezipienten ist. Interessanterweise verwendeten die Militärregierungen in Chile und Argentinien gern eben diesen Vorwurf, um kritische Filme und Bücher zu verbieten. Doch wer sich als Autor den Vorwurf der Feigheit vor dem Thema nicht nachsagen lassen will, muss mit solcher Kritik umgehen können. Letztlich geht es darum, dem Leser ein realistisches Bild von der Wirklichkeit vergangener Tage zu vermitteln. Auch Rivabella und Osorio wurden entsprechende Vorwürfe gemacht. Doch solange die literarische Darstellung des Junta-Alltags einem besseren Verständnis der widersprüchlichen Conditio humana dient, ist dagegen nichts einzuwenden. Und so hat die große Mehrheit der Leser das Anliegen der Autoren verstanden und die gewählten Mittel gewürdigt.

In dieser Tradition sehe ich meine Romane.

Ana Contrera